116 117 – Vermittlung von Arztterminen in Deutschland
Hintergrund und gesetzliche Basis
Die bundeseinheitliche Rufnummer 116 117 dient als zentrales Instrument zur Terminvermittlung für gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten. Sie wurde im Rahmen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) etabliert, um den Zugang zu Fachärzten, Hausärzten, Kinder- und Jugendärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu erleichtern.
Patientinnen und Patienten können Termine auf mehreren Wegen vereinbaren:
- Telefonisch über die Rufnummer 116 117
- Online über den E‑Terminservice
- Mobil über die App 116 117
Ziel ist eine schnelle und koordinierte Terminvermittlung, insbesondere für Patienten mit Überweisungen vom Hausarzt oder Primärarzt.
Erwähnung im Koalitionsvertrag
Im aktuellen Koalitionsvertrag wird die Vermittlung über die 116 117 explizit bekräftigt. Der Wortlaut hebt die zentrale Rolle der Patientensteuerung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) hervor.
- Hintergrund für die explizite Erwähnung ist nicht vollständig dokumentiert.
- Möglicherweise soll die 116 117 als zentrales Steuerungsinstrument im Rahmen des angedachten Primärarztsystems hervorgehoben werden.
Funktion und Zielsetzung
Die 116 117 soll insbesondere folgende Funktionen erfüllen:
- Vermittlung von Terminen bei Vertragsärzten
- Fachärzte, Hausärzte, Kinder- und Jugendärzte, Psychotherapeuten
- Bei Überweisungen auch bevorzugte Steuerung nach Dringlichkeit
- Reduzierung von Wartezeiten
- Patienten sollen schneller einen Termin bei geeigneten Fachärzten erhalten.
- Steuerung im Primärarztsystem
- Zusammen mit Jahresüberweisungen und zentraler Patientensteuerung durch Primärärzte kann die 116 117 dazu beitragen, Überversorgung durch unnötige Arztbesuche zu reduzieren.
Herausforderungen und Kritik
Trotz der vorhandenen Infrastruktur bestehen praktische und strukturelle Herausforderungen:
- Fehlende belastbare Erfolgszahlen
- Aktuell liegen keine verlässlichen Daten vor, wie hoch der Anteil erfolgreich vermittelte Termine ist.
- Unklar ist, wie häufig Patienten an Krankenhäuser weitergeleitet werden müssen, weil kein Vertragsarzttermin verfügbar ist.
- Qualitätsfragen bei Krankenhausbehandlungen
- Bei Überweisungen an Krankenhäuser ist nicht garantiert, dass der in der vertragsärztlichen Versorgung geltende Facharztstandard immer umgesetzt wird.
- Patientenkritik
- Längere Anfahrtswege zu Fachärzten werden teilweise als belastend empfunden.
- Die Möglichkeit, einen Wunscharzt zu erhalten, ist eingeschränkt.
- Vage Regelungen im Koalitionsvertrag
- Der Vertrag bestätigt zwar die Rolle der 116 117, lässt aber offen, wie die Vermittlung im Detail ausgestaltet werden soll und welche Zielwerte für Erreichbarkeit oder Erfolgsquote gelten.
Ausblick und Optimierungsmöglichkeiten
Die 116 117 bleibt ein zentrales Element der Patientensteuerung in Deutschland, insbesondere im Kontext des angedachten Primärarztsystems:
- Zentrale Steuerung: Potenzial, Patientenkontakte effizient zu lenken und Hausärzte zu entlasten.
- Optimierung durch Digitalisierung: Ausbau von Online- und App-basierten Services kann Wartezeiten reduzieren.
- Integration mit Jahresüberweisung: Kombination von zentraler Terminvermittlung und Jahresüberweisung könnte Patientenflüsse besser kanalisieren.
- Transparenz und Evaluation: Notwendig wären wissenschaftliche Evaluationen, um Erfolg, Akzeptanz und Qualität der Terminvermittlung zu messen und kontinuierlich zu verbessern.